Campus der Deutschen Bundesbank, 2020

Die Leitidee für den Neubau des Campus der Zentrale der Deutschen Bundesbank folgt dem Credo ‚Stabilität durch Transformation‘. Die Neubauten sollen Beweglichkeit und die Anpassungsfähigkeit auf neue, unbekannte Situationen verkörpern. Indem dem Hauptgebäude, dem „Standbein“, „Spielbeine“ als Kontrapost zur Seite stellen, setzt der Entwurf dieses Konzept mit abstrakt-dynamischen Baukörpern um. Neben dem immanent Statischen, soll in den neuen Baukörpern etwas Bewegtes und Bewegendes erkennbar werden, ausdrucksstarke Skulpturen, die Raum für Deutung und Interpretationen bieten.

Die drei neuen Büro-Riegel werden hierzu in 6 bzw. 9 fünfgeschossige Kuben gegliedert, die mit offenen, „grünen Fugen“, versetzt zueinander angeordnet sind. Diese intensiv bepflanzte Wintergärten/Gewächshäuser und Loggien sind Freiräume, die für eine ökologische und nachhaltige Bauweise stehen, und für die BenutzerInnen der neuen Bürogebäude betretbar und erlebbar sein sollen. Um die drei Büroriegel zu differenzieren, wird jeder Büroriegel einen eigenen Farbton erhalten und hell und dezent in Kupfer, Silber und Messing schimmern. Dieses leichte, metallische Farbspiel stellt zukünftig womöglich eine schöne Reminiszenz an das dann alte bzw. überholte Münzgeld dar.

Mit dem Fassadenentwurf der Bürobauten wird das Prinzip des Haupthauses aufgegriffen, eine helle Gitterstruktur vor großzügigen Glasfassaden mit dunklen Metallprofilen. Im Gegensatz zu der großformatigen horizontal gelagerten Struktur des Altbaus, wird für die Neubauten eine filigranere, vertikal betonte Struktur verwenden. Diese helle, filigrane Fassadenstruktur unterstreicht mit ihrer netzartigen Wirkung die Volumen der Kuben. Mit einem Glasflächenanteil von 55% entsteht ein ausgewogenes Verhältnis zu den opaken Flächen, das sowohl Transparenz für die Innenräume, als auch genügend geschlossene Anteile für eine nachhaltige Gebäudehülle bietet.

Den unterschiedlichen Nutzungen und Eingängen entsprechend, wir das Netz teilweise enger, teilweise weiter gespannt, sodass die Sockelzone sich von den aufragenden Büroriegeln absetzt. Die Büro-Regelgeschosse sind als dreibündige Anlagen konzipiert. Alle Büroräume an den Fassaden können flexible durch Trennwandstellung auf unterschiedliche Nutzungsanforderungen reagieren. Die Mittelzone bietet Platz für Erschließung, Nebenräume, Besprechungs- und Funktionsräume an den Wintergärten, sowie für frei bespielbare Fläche, Lounges, Kommunikationszonen und dergleichen. Die Erschließung der drei Baukörper erfolgt über eine zweigeschossige, repräsentative Eingangshalle.

Ein Saum und ein Kern sind die prägenden Merkmale der Landschaftsgestaltung des neuen Campus für die Zentrale der Deutschen Bundesbank. In Anlehnung an den städtebaulichen Rahmenplan und die Neubaukonfiguration fügt sich eine ruhige, zentrale Landschaftsfuge, die den Raum zwischen der Wilhelm-Epstein-Straße und dem Haupthaus aufspannt. Wie die charakteristische Struktur einer Baumwollfaser-Banknote mit ihrer fein gravierten Oberfläche besteht der zentrale Bereich aus Punkten. Dieses abstrakte Relief kombiniert Repräsentativität mit Wohlfühlen.

Ort: Wilhelm-Epstein-Straße 14, 60431 Frankfurt am Main

Nutzung: Büro, Verwaltung, Konferenz, Kantine, KiTa

Architekten: Jan Kleihues und Götz Kern

Bauherr: Deutsche Bundesbank

Wettbewerb: 06/2020

BGF: ca. 80.000 m²