Office Mediaspree Berlin, 2020
Das städtebauliche Umfeld des Standorts Mediaspree ist durch eine ausgeprägte Heterogenität gekennzeichnet, welche gleichzeitig die spezielle Qualität und den Reiz dieser Umgebung ausmacht. Die Bandbreite reicht vom historischen Postbahnhof und den gewerblichen Flächen am Gleisfeld des Ostbahnhofs, über die Spree mit ihren grünen Uferstreifen, bis hin zu den benachbarten Gründerzeitvierteln in Kreuzberg und Friedrichshain. Die ehemalige Grenzlage am Mauerstreifen ist durch die East Side Gallery weiterhin im Stadtbild präsent.
Die Verschiedenartigkeit der städtischen Strukturen im Umfeld spiegelt sich auch in der typologischen Vielfalt der Architektur und in der großen Varietät der Nutzungen wider. Zusammenhalt erlangt die Nachbarschaft über den architektonischen Duktus der historischen Berliner Industriearchitektur in Sichtziegel-Mauerwerk, welche die spezifische Identität des Gebietes ausmacht. Diesen Typus greift der Entwurf auf und transformiert ihn in ein modernes, flexibles und wirtschaftliches Bürogebäude. Der äußerst kompakte Baukörper mit dem zentralen Atrium erhält seinen markanten eigenständigen Charakter durch sich sukzessiv nach oben verjüngende, im Querschnitt dreieckige Lisenen aus Sichtziegeln, welche das Gebäude strukturieren. Die Geometrie der Lisenen wird in den oberen beiden Geschossen in Form einer alternierenden Faltung fortgeführt. Nahezu spielerisch ergibt sich hierdurch eine Rückstaffelung. Das viergeschossige Atrium fungiert gewissermaßen als Herz des Gebäudes. Hier kreuzen sich die Wege.
Tageslicht dringt, reflektiert von hellen Oberflächen, tief in das Gebäude ein. In den drei Geschossen oberhalb des Atriums ist dieser Bereich als offener Hof ausgebildet. Im Erdgeschoss reicht das Nutzungsspektrum von der Büronutzung (z.B. Coworking) über Dienstleistungen, Gastronomie (Espressobar) bis hin zu Einzelhandel. Die Regelgeschosse lassen sich im Ausbau für unterschiedliche Bürokonzepte adaptieren. Zum Atrium bzw. Innenhof hin sind Teeküchen mit Lounge-Charakter und Besprechungsräume ebenso möglich wie Büroarbeitsplätze. Ziel dieses Energiekonzeptes ist die Entwicklung eines ökologisch und ökonomisch optimierten Bürogebäudes, das hohe Komfort- und Behaglichkeitsansprüche erfüllt, niedrige CO2-Emissionen verursacht, günstig im laufenden Betrieb funktioniert und damit nachhaltig ist. Modulare Fassadenelemente, offene nutzungsneutrale Grundrisse, hohe lichte Raumhöhen und zusätzliche Flächenkapazitäten ermöglichen eine hohe Flexibilität in der zukünftigen Nutzbarkeit des Gebäudes. Nutzungsänderungen sind so leichter zu verwirklichen, was ebenfalls die Nachhaltigkeit des Gebäudeentwurfes auszeichnet.
Ort: Helen-Ernst-Straße, 10243 Berlin
Nutzung: Büro, Gastronomie und Einzelhandel
Architekt: Jan Kleihues und Johannes Kressner
Bauherr: Development Partner AG
Wettbewerb: 04/2020, (nicht-offener Realisierungswettbewerb)
BGF: ca. 15.000 m²