Raum der Stille

In einer Zeit, in der auf der einen Seite eine feste religiöse und ethische Verankerung für die Bewohner einer Gemeinde sich mehr und mehr in einem Auflösungsprozess befindet und in der auf der anderen Seite unser Verhältnis und unser Verständnis zu Landschaft und Natur in Frage gestellt wird, scheint es naheliegend, unsere Beziehung zu den natürlichen Phänomenen unseres Daseins in der Nähe der Natur zu suchen.

Die vorgeschlagene Positionierung einer raumbildenden, betretbaren Skulptur auf einer Lichtung mit Blick auf den See bietet dafür die idealen Voraussetzungen. Der plastische Körper ist als sich einschließende Raumsequenz konzipiert, die mit massiven Backsteinmauern einen Raum schützt, von dem aus der Betrachter den Blick in die Landschaft über den See allein und mit sich suchen kann.

Ähnlich der Erfahrung in einer zen-buddhistischen Teehütte oder in einer eremitischen Zelle werden die Phänomene der Natur über den abstrakten, abgrenzenden Rahmen eines umschlossenen Raumes tiefer erfahrbar. Die Lichtreflexionen der Sonne auf der gemauerten, horizontal gegliederten Wand, der sich wandelnde Wolkenhimmel, die Geräusche der Blätter im Wind, der Weg führt hin zu einem Ort der Stille und Transzendenz.

Adresse: Zur Apfelallee 7a, 16278 Angermünde OT Wolletz

Architekt : Jan Kleihues

Bauherr : Stadt Angermünde, mit Unterstützung der Familie Fiege

Nutzung : Interkonfesioneller Adachtsraum

Planung/Realisierung : 2020 – 2021

Text: Prof. Heike Hanada