Siemensstadt 2.0 – 2020

Der Traditionsstandort Siemensstadt in Berlin, das bislang geschlossene Industrieareal, soll zu einem modernen und von vielfältiger Nutzung geprägten „Smart District“ entwickelt werden. Im Rahmen des städtebaulichen Wettbewerbs zur Umgestaltung des mit rund 70 Hektar etwa 100 Fußballfelder großen Areals in Berlin Spandau, auf dem 1897 der Grundstein zur damaligen Siemensstadt gelegt wurde, sollte ein ‘Smart District’ entworfen werden, der im Betrieb CO2-neutral arbeitet, sodass in der Siemensstadt 2.0 künftig die Grenzen zwischen traditionell nebeneinander stattfindenden Lebensbereichen überbrückt und Forschung, Technologie, Innovation sowie Arbeiten, Produzieren und Wohnen miteinander vereint werden.

Die städtische Lage und die spezielle Mischung aus bestehender Industriekultur mit Büro und Wohnnutzungen, die mit der umgebenden Nachbarschaft verknüpft wird, versprechen eine lebendige und innovative Stadtentwicklung. Die Wohnbebauung soll nach dem Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung entstehen. Diese Form der Durchmischung ist ein besonderes Merkmal für die Neu- und Weiterentwicklung des Quartiers. Entsprechend des polyzentrischen Systems besitzt jedes der Teilareale eine individuelle Charakteristik. Es erhält ein eigenständiges, identitätsstiftendes Quartierszentrum, und wird gleichermaßen als ein erlebbares, urbanes Pattern untereinander und mit der umgebenen Stadtstruktur verknüpft. Die städtebauliche Struktur, Baufelder, Wege und Sichtbeziehungen, sowie die Freiräume werden aus der vorhandenen Struktur entwickelt und mit neuen Komponenten, Gebäudetypologien und Raumqualitäten überlagert. Unterschiedliche 5-8 geschossige Gebäudetypologien, Hof-Typ/Figur/Zeile/Solitär charakterisieren die verschiedenen Teilareale. Vorherrschend ist eine Gebäudehöhe von ca. 26 m. Drei 100 Meter Hochhäuser spannen räumlich den zentralen Bereich von den Rändern im Osten, Westen und Süden auf. Eine besondere Bedeutung haben die Schaltwerkhallen, sie waren der Geburtsort der Produktion an diesem Standort. Die Bedeutung der Hallen soll in die Zukunft transportiert werden. Ziel ist es hier das übergeordnete Zentrum für die Siemensstadt 2.0 zu entwickeln.

Alle denkmalgeschützten Gebäude werden erhalten und denkmalgerecht saniert. Bestandgebäude und Infrastruktur sind der Nährboden für die neue Entwicklung des Areals. Die historischen Schaltwerkhallen erfahren eine tiefgreifende Transformation von reinen Produktionshallen mit einer schmalen Randbebauung für Verwaltung hin zu einem lebendigen Karree. So wird die Struktur der Hallen genutzt, um weite Bereiche mit Glasdächern zu versehen und temperierte Wintergärten zu schaffen, in denen temporäre Arbeitsplätze und interdisziplinäre Nutzungen Platz finden. Wiederverwertbare Bauteile und Materialen von Rückbauten werden für Umbauten und Neubauten verwendet. Regenwasser wird gespeichert und vollständig in den Freianlagen, Dach- und Fassadenbegrünungen genutzt. Sämtliche Baumaterialien sollen dem Anspruch an Dauerhaftigkeit gerecht werden und aus natürlichen und umweltfreundlichen Ressourcen generiert werden. Dach und Fassadenbegrünungen, sowie die sorgfältige Gestaltung der Freiflächen sind Grundlagen unseres Entwurfes. Wir differenzieren zwischen urbanen Hauptstraßen und Plätzen, an denen Bäume orthogonal gesetzt werden und den Freianlagen und Nebenstraßen, deren Pflanzungen landschaftlicher angeordnet werden.

Das Ziel einer autofreien Stadt wird im Wesentlichen durch die Nutzung von ÖPNV, E-Mobility und der Förderung von Fußgänger und Zweiradfahrer unterstützt. Außerdem wird der motorisierte Individualverkehr in Mobility-HUBs, also Parkhäusern mit Car-Sharing, E-Mobility und weiteren Serviceangeboten, dezentral so gesammelt, dass kurze Wege zu den unterschiedlichen Nutzungsbereichen mit einem Radius von max. 250 m entstehen. Eine übergeordnete Wegebeziehung vom Verwaltungsgebäude mittig durch das Schaltwerkhochhaus bis zum westlichen Grundstücksrand soll die funktionale Verknüpfung des zentralen Bereiches ermöglichen. Wie auf einem „Pfad der Geschichte“ können die Nutzer und Besucher durch die unterschiedlichen Epochen Wandern und die gebaute Geschichte des Ortes erleben.

 

Architekt: Jan Kleihues mit Götz Kern

Auslober: Siemens AG

Wettbewerb: 2020, 2. Preis

BGF: ca. 1.266.000 m²

Fläche: ca. 70 Hektar

Nutzung: Büro, Handel, Wohnen, Gewerbe, Forschung, Bildung, Hotel, Gastronomie

Wohnungen: ca. 2.750